Hof- und Dachsternwarte

1919 - 1925

Als Cuno Hoffmeister am Silvestertag 1918 nach Sonneberg zurückkehrte, war die ihm vertraute gesellschaftliche Ordnung zerbrochen. Durch die Kapitulation Deutschlands im Ersten Weltkrieg und der Abdankung des Kaiser im Zuge der Novemberrevolution bestand erstmals in der deutschen Geschichte die Chance zur Schaffung demokratischer Verhältnisse in Deutschland. Damit verbunden war aber auch eine Epoche der einander ablösenden Wirtschaftskrisen und der damit verbundenen sozialen Ängste.

Cuno Hoffmeister ließ sich trotz aller Schwierigkeiten nicht von seinem Vorhaben, in Sonneberg eine eigene Sternwarte zu gründen, abbringen. Der Versuch, die elterliche Firma wiederzubeleben, scheiterte 1921.

Cuno Hoffmeister betrieb die Sternwartengründung auf zwei Ebenen: Anschaffung eines größeren Fernrohres, Errichtung einer Schutzhütte für das Fernrohr und Ablegen des Abiturs mit anschließendem Astronomie-Studium.

Sternwarte Jena
Sternwarte Jena

Im Frühjahr 1920 legte Cuno Hoffmeister an der Sonneberger Oberrealschule mit der nun möglichen Externenprüfung das Abitur ab. Anschließend studierte er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Astronomie, Mathematik und Physik. Von 1920 bis 1921 war er Assistent an der Universitätssternwarte Jena. Diese Anstellung gabt er zugunsten seiner inzwischen in Sonneberg entstandenen Privatsternwarte auf.

Zwanziger Jahre
Zwanziger Jahre

Besonders die Unter- und Mittelschichten waren von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zwanziger Jahre betroffen: "Käse, Butter, Eier essen nur die großen Schreier, die Kleinen & der Mittelstand schieben Kohldampf beim Kommunalverband" (19. April 1920). Rechts im Bild: Cuno Hoffmeister.

Zwanziger Jahre
135mm-Linsenfernrohr

Im Frühjahr 1919 kaufte Cuno Hoffmeister ein Linsenfernrohr von der Firma Sendtner in München. Das noch fehlende Objektiv von 135mm Objektivöffnung und 2020mm Objektivbrennweite wurde von der Firma Carl Zeiss in Jena gekauft.

Zwanziger Jahre
Hinterhof
Zwanziger Jahre
Hofsternwarte
Zwanziger Jahre
Cuno Hoffmeister

Als Schutz für das Fernrohr wurde im Hinterhof des Hoffmeisterschen Hauses eine kleine Holzhütte mit abklappbarem Dach gezimmert. Sie stand an der Stelle der mit einem Kreuz markierten Garage. Der Beobachtungsort war wegen der nahen Häuser sicher nicht gerade ideal; Alternativen boten sich wegen Geldmangels in den nächsten Jahren nicht.

Cuno Hoffmeisters beobachtete zu dieser Zeit mit seinem Fernrohr den Helligkeitsverlauf von Veränderlichen Sternen visuell und maß mit einem Mikrometer die Positionen von Kometen und Kleinplaneten am Himmel. Weiterhin beschäftigte er sich mit der Sternschnuppenbeobachtung und sammelte für den deutschsprachigen Raum Beobachtungsberichte von besonders hellen Sternschnuppen (Feuerkugeln). Zu dieser Zeit brachte Hoffmeister die erste Ausgabe der "Mitteilungen der Sternwarte zu Sonneberg" heraus, die die Reihe der Sonneberger Institutspublikationen begründete.

Auch Sonneberg erlebte in den 1920-er Jahren eine Scheinblüte. Es wurde viel gebaut, so dass die Robertstraße, in der sich die Hofsternwarte befand, eine neue Straßenbeleuchtung erhielt. Was für den Nichtastronomen eine erfreuliche Tatsache war, bedeutete für C. Hoffmeister eine starke Einschränkung seiner Beobachtungsmöglichkeiten, denn der Himmel war nun viel zu hell.

Zwanziger Jahre
Dachsternwarte

Nachdem der Dachboden des Elternhauses verstärkt und das Dach mit vier Klappen versehen war, wurde die Hofsternwarte abgebaut und das Fernrohr auf den Dachboden gestellt. Die Dachsternwarte war entstanden.

Zwanziger Jahre
Dachsternwarte

Durch die nun verbesserten Sichtbedingungen konnten erstmalig in Sonneberg astronomische Himmelsaufnahmen gewonnen werden. Mit einer Luftbildkamera von 170mm Objektivöffnung und einer Objektivbrennweite von 1200mm wurden von nun an großflächige Himmelsfelder fotografiert.

Mit den Platten der sogenannten A-Kamera wurde der Grundstock für das in Sonneberg befindliche weltweit zweitgrößte Archiv astronomischer Fotoplatten gesetzt.

Die nun zweifellos besseren Arbeitsbedingungen waren aber - nicht zuletzt wegen des störenden Daches - nicht gerade ideal. Auf mittlere Sicht würden sich hier die Beobachtungsbedingungen wegen der zunehmenden nächtlichen Beleuchtung verschlechtern, so dass Abhilfe geschaffen werden musste. Die Sternwarte musste aus dem Stadtgebiet von Sonneberg an einen dunklen und ruhigen Ort verlegt werden. Für das Fernrohr und die Astro-Kameras sollte ein Gebäude mit einer Astro-Kuppel errichtet werden. Dieses Vorhaben überstieg Cuno Hoffmeisters finanzielle Möglichkeiten bei weitem.

(Autor: Thomas Weber)

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